Unabsichtlich genial

Autor: ©Science Pool, River und Ben
November 2020

Manche Erfindungen sind so unglaublich cool, dass man schon sehr beeindruckt ist. Eben solche, wie das Spektroskop!
Aber ist dir schon mal ein Hoppala passiert, dessen Folgen nicht furchtbar, sondern super waren? Oder vielleicht ist dir beim Malen schon einmal dein Wasserbehälter umgekippt, auf dein Bild gefallen und das Ergebnis konnte sich trotzdem sehen lassen? Deine Eltern haben beim Kochen eine wichtige Zutat vergessen und es kam dabei trotzdem eine schmackhafte neue Speise raus? Oder du hast die Antwort auf eine Prüfungsfrage nicht gewußt, geraten und richtig gelegen? Genauso etwas kann WissenschafterInnen und ForscherInnen auch passieren
! Wir erzählen dir hier von fünf genialen Erfindungen, die eigentlich „nur“ passiert sind!

 

Die Schlamperei oder wenn sich Pilze selbständig machen

Alexander Fleming, ein schottischer Biologe, brauchte dringend Urlaub. Und so verließ er sein Labor, ohne es wirklich aufzuräumen. Einen ganzen Monat über genoss er seine Sommerferien. Als er aber Anfang September zurückkam, bemerkte er etwas Erstaunliches – auf seinen Bakterienkulturen hatten sich Pilze breitgemacht! Noch erstaunlicher war, dass diese Pilze, die Penicillin chrysogenum, die Bakterien der angelegten Kulturen rundherum abgetötet hatten. Das Penicillin war entdeckt!

Penicillin wird eingesetzt, um verschiedene bakterielle Infektionen zu bekämpfen.

 

Der Nebeneffekt oder wie schmelzende Schokolade
einen Geistesblitz verursachte

Percy Spencer war ein amerikanischer Ingenieur. 1945 arbeitete er für die Firma Raytheon. Er arbeitet gerade an einem Magnetron, einem Gerät, das elektromagnetische Wellen erzeugt. Da bemerkte er plötzlich, dass der Schokoriegel, den er in der Hosentasche hatte, geschmolzen war. So einige Versuche und Prototypen später – inklusive einem explodierenden Ei – erfand er das erste Mikrowellen-Gerät für Lebensmittel. Der Mikrowellenherd wandelt elektromagnetische Feldenergie in Wärmeenergie um.

 

Das Ärgernis, das hängen blieb

1941 war der Schweizer Ingenieur Georges de Mestral gerade mit seinem Hund wandern. Danach fiel ihm auf, dass seine Socken und das Fell seines Hundes voller Kletten waren. Jeder weiß, dass es wirklich mühsam ist, Kletten wieder abzubekommen, besonders aus Haaren. Als der erste Ärger verflogen war, wollte es Georg jetzt aber ganz genau wissen. Er nahm die Kletten im wahrsten Sinne des Wortes genauer unter die Lupe. Dabei bemerkte er, dass diese ärgerliche Eigenschaft von kleinen Häkchen an den Kletten kommt. Diese Häckchen verbinden sich mit allem, was schlaufenförmig ist. Ein wenig musste er zwar noch daran experimentieren, aber schon bald gelang es ihm, diesen Effekt künstlich herzustellen. Und es verging auch noch ein bisschen Zeit, bis die Menschen erkannten, wozu dieser praktische Verschluss eigentlich eingesetzt werden kann. Um 1960 herum wurde der Klettverschluss dann sogar in der Raumfahrt eingesetzt. So eroberte ein Ärgernis „zufällig“ die Welt!

 

Scheitern neu erfunden: Völlig daneben ist manchmal doch genial!

Das Unternehmen „Mining and Manufacturing Company“, du kennst es vielleicht als „3M“, hat seit jeher folgende Firmenphilosophie: keine Idee eines Mitarbeiters wird zurückgewiesen. Und alle – wirklich alle Ideen – werden geprüft, ob sie umsetzbar und auch verwendbar sind. Daher sind die Mitarbeiter dieses Unternehmens auch ständig damit beschäftigt, sich etwas Neues auszudenken. 1968 wollte Spencer Silver einen Superkleber entwickeln, der stärker als alle anderen Klebstoffe sein sollte. Es wollte aber nicht und nicht klappen, die Masse wurde zähflüssig und klebrig, aber sie war weit davon entfernt ein Superkleber zu sein! Man versuchte diesen klebrigen Stoff als eine Art Pinnwand zu verkaufen, für die man keine Nadeln benötigte, aber – sie verkaufte sich so schlecht, dass man sie wieder vom Markt nahm.

Jahre später aber passierte Folgendes: ein Kollege von Spencer Silver, er hieß Art Fry, ärgerte sich beim Singen darüber, dass ihm seine Lesezeichen im Stehen ständig aus den Notenheften herausfielen. Da fiel ihm plötzlich wieder dieser eigenartige Klebstoff seines Kollegen ein. Und machte folgenden Versuch: er trug ihn in einer dünnen Schicht auf kleine Notizzettel auf und klebte diese in seine Gesangsbuch. Und siehe da, die kleinen Zettelchen klebten nicht nur perfekt am Papier, sie ließen sich auch noch leicht von den Seiten lösen, ohne diese dabei zu beschädigen! Die Post-its waren erfunden.

 

Anders als gedacht, und noch viel besser

Die Chemikerin Stephanie Kwolek sollte eigentlich eine Faser zur Verstärkung von Reifen entwickeln. Bisher hatte man dafür Stahldrähte verwendet, aber diese Drähte waren zu schwer. Sie experimentierte mit langen, künstliche Molekülketten, die in Flüssigkeiten gelöst und dann mit speziellen Maschinen zu Fasern gesponnen werden sollten. Eine der Lösung, die sie entwickelte, war milchig, trüb und noch dazu flüssiger, als die bisherigen. Der Mann, der die Spinnmaschine betrieb, wollte diese Lösung gar nicht erst verwenden, weil er dachte, sie würde die kleinen Löcher seiner Maschine verstopfen. Stephanie Kwolek bestand aber auf einen Versuch. Und siehe da, diese Faser ließ sich spinnen und war fünfmal stärker als Stahldraht des gleichen Gewichts, leichter als Faserglas und zudem auch noch hitzebeständig. Der Werkstoff Kevlar wird heute unter anderem für kugelsichere Westen, schnittfeste Handschuhe, Feuerschutzanzüge, noch immer zur Verstärkung von Reifen, aber auch für Flugzeugteile oder Trampoline verwendet!

Bild Alexander Fleming: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Alexander_Fleming.jpg